Jochen Partsch, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt
Frank Schellenberger, Sprecher des Kreisverbandes
Elisabeth Bühler-Kowarsch
Rede: Elisabeth Bühler-Kowarsch, Fraktionssprecherin der Kreistagsfraktion
Einen wunderschönen guten Morgen allen Freundinnen und Freunden und unseren Gästen.
Ich begrüße Sie und euch herzlich und freue mich, dass sie heute zu uns gekommen sind.
Vielen Dank an Landrat Frank Matiaske für sein Grußwort. Wir hoffen als Kreistagsfraktion auf eine gute, konstruktive Zusammenarbeit, die Herausforderungen, die auf uns zukommen, werden sicher nicht einfacher. Aber wir sind zu einer Mitarbeit bereit und freuen uns auf das Ringen um die besten Entscheidungen.
Da ich doch schon ziemlich lange bei den Grünen aktiv bin, wird mein Beitrag zum heutigen Tag persönlich geprägt sein, den großen politischen Teil überlasse ich gerne Jochen Partsch unserem Gast aus Darmstadt.
Ich freue mich auch ganz besonders, dass Daniela Wagner, unsere Landesvorsitzende mit ihm zusammen gekommen ist, wahrscheinlich zurzeit ohnehin die einzige Chance sich zu sehen, indem ihr gemeinsam Veranstaltungen besucht. Also auch liebe Daniela ein herzliches Willkommen bei uns, schön, dass Du gekommen bist. Wir kennen uns inzwischen auch schon fast so lange, wie ich bei den Grünen bin. Da dieser Stelle auch herzlichen Glückwunsch zu Deiner Wiederwahl als Landesvorsitzende gestern bei der LMV in Limburg.
Ja, wie hat denn das mit den GRÜNEN alles angefangen. Für mich kann ich sagen, dass ich über die Startbahn West und die Friedensbewegung zu den Grünen gekommen bin und auch etwas Annäherungsschwierigkeiten hatte. Bei einer CDU-Mitgliederversammlung in Michelstadt regte ich an, doch auch einmal über die Startbahn West zu diskutieren. Antwort: Geh doch gleich zu den GRÜNEN. Na ja und das Thema Flughafenausbau ist immer noch nicht zu Ende, obwohl wir heute in der Regierung sind.
Gehen wir mal dreißig, fünfunddreißig Jahre zurück und erinnern wir uns an viele wichtige aber auch endlose Diskussionen und Auseinandersetzungen bei den GRÜNEN, die oft bis spät in die Nacht gingen. Und dann war ich dabei, vielleicht eine der Wenigen damals, die nicht studiert hatte, die noch nicht mal Abitur hatte, dafür aber jeden Morgen um halb sechs aufstehen musste und das heute immer noch. Ich weiß noch genau, dass ich nach Mitgliederversammlungen, die chaotisch verliefen, immer wieder mal gedacht habe, da gehe ich nicht mehr hin, das tue ich mir nicht an. Aber ihr seht, ich bin dabei geblieben, habe mich eingemischt und viele Stunden mit Politik verbracht.
Mein politisches Engagement hat mir im Berufsleben nicht geschadet eher genutzt. Ich denke, meine Verankerung im Berufsleben war auch ein Vorteil für mein politisches Handeln.
Im Vorfeld zu dieser Veranstaltung habe ich mich gefragt, war es das Wert, hat es sich gelohnt. Hättest Du Deine Zeit nicht sinnvoller oder auch nur gemütlicher verbringen können? Die Stunden, die ich für die Politik aufgebracht habe, hätten locker für einen Zweitjob gereicht.
Seit 1985 sind die Grünen im Odenwälder Kreistag, seit 1991 bin ich dort mit dabei und seit ich 1997 Fraktionsvorsitzende, ich bin zurzeit sozusagen die dienstälteste Fraktionsvorsitzende im Kreistag, das hätte ich mir vor 30 Jahren auch nicht gedacht. Aktuell sind wir zu siebt im Kreistag und haben eine Vertreterin im Kreisausschuss. 2011 war auch unser bestes Kreistagswahlergebnis, das schlechteste will ich aber auch nicht verschweigen, das war 2006, als wir nur drei Sitze im Kreistag hatten. Zu Beginn war die politische Arbeit für die GRÜNEN in unserer Region nicht immer einfach. Heute kann ich feststellen, dass wir GRÜNE fest verankert sind im Odenwald.
Aber welche Erfolge haben wir denn erzielt, was haben wir erreicht? Haben wir etwas erreicht? Wäre etwas anders hier im Odenwald, wenn es die Grünen nicht gegeben hätte? Das sind alles Spekulationen, aber ich kann für mich sagen, ja es hat sich gelohnt, es hat mich persönlich weitergebracht und die Erfolge kann man ohnehin nur über eine gewisse Zeitspanne erkennen und sie sind auch eher im politischen Klima, in Veränderungen in der Gesellschaft zu spüren. Aber keine Angst ich will hier keinen Selbsterfahrungsvortrag halten, wir wollen den heutigen Tag für Gespräche nutzen über alte Zeiten aber auch über die Herausforderungen heute.
In den letzten 35 Jahren gingen gewaltige gesellschaftliche Veränderungen von statten, die von den GRÜNEN, schon lange vor der Umsetzung, angestoßen wurden: Umwelt- Naturschutz als wichtige Standortfaktoren, Kinderbetreuung unter 3 Jahren, Ganztagsschulen, Toleranz gegenüber gesellschaftlichen Minderheiten, Aufarbeitung der Vergangenheit, Ende der Atomkraft und Beginn der Energiewende, keine Tiefflieger mehr im Odenwaldkreis, der unentwegte Einsatz für die Odenwaldbahn – von einer Nostalgiebahn zum modernen Verkehrsmittel, Sensibilisierung für den Datenschutz, Boykott der Volkszählung. Die Daten, die ich damals verweigerte, werden heute von ganz vielen – vor allem jungen Leuten – freiwillig weitergegeben.
Ich sehe auch heute noch oder verstärkt wieder unsere Aufgabe darin, neue Themen und Herausforderungen aufzugreifen und zu diskutieren, ohne gleich eine Antwort zu haben. Manchmal reicht es auch schon, die richtigen Fragen zu stellen und Denkprozesse anzustoßen. Aktuell ist das auch wieder unsere Aufgabe in der Diskussion um die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen.
Und an der Stelle kann ich auch gleich weiterleiten an unseren heutigen Gastredner Jochen Partsch, denn die Stadt Darmstadt leistet auf diesem Gebiet, soweit ich das von außen beurteilen kann, eine vorbildliche Arbeit. Ich denke hierbei nur, an den Bericht im Odenwälder Echo vom vergangenen Freitag „Flüchtlinge werden Stadt verändern“ – Großer Andrang beim Infoabend von Oberbürgermeister Partsch ……
Lieber Jochen, wir freuen uns, dass Du heute bei uns bist und wir freuen uns auf Deinen Beitrag zu unserer heutigen Jubiläumsveranstaltung. Vielen Dank schon einmal vorab dafür, dass Du Dir die Zeit genommen hast, zu uns zu kommen.
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